Übersicht zur Geschichte des Dorfes Lorbach
von Albert Velser, Vussem

Das Dorf Lorbach liegt an den Abhängen des Pflugberges (498 m) und des Lichter­berges (485 m) sowie der Galgennöck (471 m). Nach Norden bietet sich ein imposanter Fernblick zur Zülpich-Jülicher Börde, den Raum Köln / Bonn bis zum Siebengebirge. Lorbach ist heute ein Teil der Stadt Mechernich im Kreis Euskirchen und hat ca. 350 Einwohner.
Zur Deutung des Ortsnamens heißt es wie folgt: „Lairbaigh 1535, Lairbach 1552 und Lohrbach 1801 – Das Bestimmungswort Lor,  Lar dieses Gewässernamens wurde bislang als Weideplatz gedeutet; wahrscheinlich ist jedoch die Bedeutung viel enger zu fassen, und zwar als Pferch, Hürde, um­zäunter Raum“.1)
Lorbach gehört sicherlich zu den jüngeren Siedlungen im Stadtgebiet Mechernich. Die Endung – bach im Ortsnamen ist dafür ein deutliches Indiz und dürfte kaum vor dem 12. Jahrhundert entstanden sein.
In der Beilage zum Bürgerbrief der Stadt Mechernich wird die Bildung der Lorbacher Gemarkung eingehend beschrieben.2)  Demnach erfolgte im ersten Schritt mit der Verselbstständigung der Siedlung Kallmuth die Abtrennung einer größeren Landflä­che von der Urgemarkung Weyer. Als zu einem späteren Zeitpunkt im Bereich des heutigen Ortes Lorbach gesiedelt wurde und man dort ebenfalls nach Selbstständigkeit strebte, kam es im zweiten Schritt zur Abtrennung der Lorbacher Gemarkung von der Kallmuther.
In diesem Zusammenhang sollte das Hofgut Alsen, auch Alzen, Alzim bzw. Alzheim geschrieben, nicht unerwähnt bleiben. Über die Entstehungszeit des auf dem Pflugberg gelegenen Hofgutes ist nichts bekannt. Es hatte aber eine eigene Gemarkung, ein Weisthum und ein Hofgericht und hing der Burg Weyer an. Nach der Aufgabe des Hofes um ca. 1600 wurden seine Ländereien größtenteils der Gemarkung Lorbach zugeschlagen. Somit erhielt Lorbach erst in dieser Zeit seine beachtliche Flurgröße von ca. 320 ha. Heute erinnert nur noch die Flurbezeichnung Alsen auf dem Pflugberg an das einstige Hofgut, dessen Standort bislang nicht  exakt aufgezeigt werden kann.
Soweit bisher bekannt, wurde Lorbach als Lairbach 1535 erstmals erwähnt.1)  Diese wohl relativ späte Ersterwähnung deutet ebenfalls auf eine junge Siedlung hin. In der kurz hiernach folgenden und erhalten gebliebenen Niederschrift des mit 1581 datierten Scheffenweisthums wird eindeutig die Zugehörigkeit des Ortes zum Blankenheimer Grafschaftsverband dargestellt.3)  Eine weitere frühe schriftliche Quelle ist das Mühlenweisthum der Mühle an Lichtert.3)  Da es sich hierbei wohl nicht um eine Windmühle handelte, war ihr Standort nur an einem Gewässer zu suchen. Dieser konnte gefunden werden und lag im Bereich, wo heute die Feldmesse des Kallmuther St. Georgrittes gehalten wird. Hier heißt es immer noch an „Lichtertmühle“. Da ab ca.1600 die Orte Vussem und Bergheim ebenfalls als eigenes Gericht der Grafschaft Manderscheid- Blankenheim angehörten, wurden die jährlich stattfindenden Gerichtstage (Herrengedinge) der beiden Gerichte teilweise gemeinsam abgehalten. Hierfür war dann der Blankenheimer Amtmann anwesend. Er hatte den Vorsitz und führte durch die Versammlung. Im Vussem/Bergheimer Herrengedingprotokollbuch sind einige dieser Verhandlungen erhalten geblieben und geben Auskunft über damalige Gegebenheiten in Lorbach, Vussem und Bergheim.4)
Kirchlich gehörte Lorbach mit den umliegenden Orten zur Pfarrei St. Cyriakus Weyer. Dies hatte zur Folge, dass für alle kirchlichen Belange der beschwerliche Weg nach Weyer zurückgelegt werden musste.
Die Einwohner lebten von der Land- und Forstwirtschaft und fanden wohl auch ein wenig Zubrot auf dem nahegelegenen Bleiberg. 
Mit dem Einmarsch der Franzosen im Jahr 1794 fand die alte Herrlichkeit ein jähes Ende. Die weltlichen und die kirchlichen Herrschaften hatten nichts mehr zu sagen und flohen auf die rechte Rheinseite. Die letzte Gräfin von Blankenheim, eine verhei­ratete von Sternberg, verzog mit ihrem Mann auf dessen Güter in die Nähe von Prag. Die Franzosen verlegten ihre Staatsgrenze bis an den Rhein. Es folgte eine politi­sche und kirchliche Neuordnung. Die Commune Lorbach kam zur Mairie (Bürger­meisterei) Vussem. Als erster Maire (Bürgermeister) fungierte der damalige Hütten­meister Karl Henseler von der Neuhütte in Vussem. Als wichtige Dokumente aus je­ner Zeit sind z.B. die erhalten gebliebenen Bevölkerungslisten anzusehen.
Seitens der kirchlichen Zugehörigkeit gelangte Lorbach 1804 zur neu gegründeten Pfarrei St. Georg Kallmuth. Nach dem Rückzug der Franzosen und dem folgenden Wiener Kongress wurde das Rheinland 1814 größtenteils Preußen zugesprochen. An den politischen und kirchlichen Zugehörigkeiten änderte sich jedoch nichts We­sentliches. Frühe Vertreter der Gemeinde Lorbach waren Johannes Steffens und später Peter Schneider.
Mit der Übernahme des nahegelegenen Bleibergwerkes durch die in Glehn ansäs­sige Familie Kreuser im Jahr 1850 - 52 kam es zu einem großen Aufschwung. Hier­von profitierte sicherlich auch die Lorbacher Bevölkerung, deren Verdienstmöglichkeit anstieg. Im Jahr 1852 umfasste der Ort 32 Wohngebäude, 144 katholische Einwohner, keine evangelische und gehörte zum Schulverband Kallmuth, im Friedensgerichtsbezirk Gemünd.5)
Ein wichtiges Ereignis für Lorbach ist verbunden mit dem großen Brand in Kallmuth im Jahr 1873. Da hiervon auch die Schule nicht unberührt blieb, wurde kurze Zeit danach in der Gaststube des Peter Josef Schneider  (später Heinen) ein Schulraum für die Lorbacher Kinder eingerichtet, in der der Kallmuther Lehrer am Abend ein paar Stunden unterrichtete. Hiernach erfolgte die Verlegung des Unterrichtes in den Tanzsaal des Gastwirtes Ludwig Breuer. Eine Lorbacher Schulchronik gibt es für den Zeitraum von 1880 bis 1967. Zur Verbesserung der kirchlichen Verhältnisse bauten die Lorbacher von 1906 bis 1908 eine eigene Kapelle.
„Am 06.09.1905 gab der Regierungspräsident in Aachen bekannt, der Innenminister habe zugestimmt, dass die Landbürgermeisterei Vussem (bestehend aus den Ge­meinden Strempt, Roggendorf, Mechernich, Breitenbenden, Vussem, Bergheim, Holzheim, Harzheim und Lorbach) im Kreis Schleiden  fortan den Namen Mechernich führe“.6)
Ein großes Ereignis war sicherlich als 1926 der elektrische Strom in den Ort kam. Zu diesem Anlass vermerkte der Lehrer in der Schulchronik folgendes:
„Die Anlage konnte am 28. November unter freudiger und tätiger Beteiligung (große Sauferei und Schlägerei) der ganzen Bevölkerung in Betrieb genommen werden.“
Im Jahr 1927 begann man im Ort mit dem Bau der Wasserleitung.
Nach dem verheerenden II. Weltkrieg wurde auch in Lorbach sofort mit dem Neuan­fang begonnen. Der damalige Lehrer war Josef Theisen. Ein großes Ereignis war für Lorbach sicherlich die Einweihung der neuen Schule im Jahr 1963. Spätestens hier sollte eine Person erwähnt werden, die sich um den Ort verdient gemacht hat. Hierbei handelt es sich um den langjährigen Ortsbürgermeister Michael Schumacher. In Anerkennung für seine Verdienste wurde eine Straße im Ort nach ihm benannt.
Mit der kommunalen Neuordnung im Jahr 1969 verlor die Gemeinde Lorbach ihre Selbstständigkeit. Ein Jahr zuvor traf es bereits die Volksschulen, die 1968 in Folge der Schulreform geschlossen und zentralisiert wurden. Die kommunale Entwicklung ging weiter und endete am 25. Juli 1975 mit der Verleihung der Stadtrechte an die Gemeinde Mechernich. Somit wurde Lorbach ein Teil der Stadt Mechernich.

Anmerkung des Bearbeiters:

Das vorstehend Geschriebene ist eine grobe Übersicht zur Geschichte des Dorfes Lorbach und wird von Zeit zu Zeit überarbeitet und ergänzt. Da die Lorbacher Ge­schichte aber hiermit nicht abgeschlossen ist, sollen zukünftig auch themenbezogene Aufsätze z.B. über die Weisthümer, das Herrengeding, den Hof Alsen, die Bevölkerungslisten, die Schulchronik und die Flurnamen usw. folgen.
Diesbezügliche Hinweise, Anregungen und Dokumente zur Einsicht und Auswertung werden gerne entgegengenommen.

Literatur und Quellennachweise

  1. Die Siedlungsnamen des ehemaligen Kreis Schleiden, bearbeitet von Karl Guthausen
  2. Stadtarchiv Mechernich, Beilage zum Bürgerbrief der Stadt Mechernich 4. Jahrgang Nr. 41 und 5. Jahrgang Nr. 7
  3. Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Bestand Manderscheid-Blankenheim, Akte 92
  4. Herrengedingprotokollbuch der Gerichte Vussem/Bergheim u. Lorbach im Privatbesitz
  5. Der Regierungsbezirk Aachen, topograpfisch=statistisch dargestellt
  6. Verwaltungsgeschichte der Stadt Mechernich, bearbeitet von Norbert Leduc

 

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